WHEW – oder : wie begleitet man einen 100km Läufer

6.Mai 2017

Der WHEW hatte geladen. Ein Ultralauf über 100km von Wuppertal über Hattingen und Essen zurück nach Wuppertal. Daher der Name. Dieses Jahr hätte er eigentlich WEHW heissen müssen weil die Richtung umgedreht wurde. Warum auch das am Ende noch richtig wichtig wurde, kannst Du weiter unten lesen.

Und bevor jemand meint ich wäre 100km gelaufen: NEIN definitiv nicht! Man soll zwar niemals nie sagen, aber DIE Nummer ist mir doch ein klein wenig zu groß.

Und trotzdem waren wir an dem 100er beteiligt: Thomas vom running-podcast.de hatte die 100km gemeldet, und auch einen entsprechenden Trainingsplan absolviert. Schon im letzten Jahr nach seiner Ankündigung haben wir ein Begleit-Team gebildet, welches dann als Staffel die Strecke mitläuft, und für alle Fälle bereit steht. Dieses Team bestand aus :

  • Markus, unserem Logistiker, Einkäufer und Fahrer
  • Roland, der diese Idee aufgebracht hat
  • Sonja, die in der Marathonvorbereitung zum Vivawest ist
  • Hans-Jürgen, der gerade den 2-Oceans-Ultra in Südafrika absolviert hat
  • und Jan der Taxifahrer und Startläufer, das ganze noch dokumentieren wollte.

Die folgenden Bilder von den Staffelteilnehmern hat Thomas unterwegs geschossen:

Übrigends lassen sich alle Bilder vergrössern und als dann in großer Ansicht alle nacheinander anschauen – einfach auf ein Bild klicken!

 

Aber erst einmal ganz von Vorne:

Die Startnummern habe ich bereits am Freitag abend abgeholt. Ein Fahrrad-Ausflug mit meinem Sohn über die Trasse bis zum Mirker Bahnhof und zurück. Dies waren die ersten 21km des Wochenendes. Der Samstag fing damit an, das ich nach einer fast schlaflosen Nacht morgends um 4:30Uhr losgefahren bin, um den Thomas zu Hause einzusammeln. Denn er hatte ja eigentlich vor mit dem eigenen Auto nach Wuppertal zu kommen. Aber nach 100km Laufen, selber wieder mit dem Auto zu fahren macht nicht wirklich Sinn. Was der Podcastonkel dann auch letzendlich eingesehen hat. Den Rücktransport nach Gelsenkirchen planten wir dann mit Michaela. Um genau 5:15 Uhr, stieg er dann in mein Auto ein und fragte sich, ob er denn was vergessen hätte : Nö ! Hose/T-Shirt Schuhe und Uhr waren da. Es konnte also losgehen. Muss reichen!

Pünktich um 6:00 Uhr standen wir vorm Eingang zur Utopiastadt – dem Mirker Bahnhof. Die Parkplatzsituation war wie gewohnt in der Nordstadt schwierig. Als „local“ hatte ich den richtigen Riecher, so das wir den Wagen nur 300m entfernt abstellen konnten. Im Bahnhof gab es dann ein Frühstück für Thomas und für mich noch einen Kaffee. Denn mein Frühstück habe ich bereits im Auto gegessen. (Nach der Erfahrung vom Wochenende davor, war es mir wichtig 2-3h vor dem Lauf etwas zu essen. Ansonsten wäre für mich nämlich nach 10km der Lauf wegen mangelnder Energie zu Ende gewesen)

Utopiastadt im Mirker Bahnhof

Wettertechnisch war es ein Traumtag der mit einem tollen Sonnenaufgang anfing

Obwohl der Lauf bei bestem Wetter mit dem Uhrzeigersinn ging starteten wir in die andere Richtung. Denn um die vermessenen 100km voll zu bekommen wurde ca 1km als Minischleife vorne dran gehängt. Das hatte den Charme, den Startbogen zwei mal zu durchlaufen zu dürfen, und die Zuschauer haben den Motivationschub doppelt gegeben. Gänsehautfeeling !

Ein letztes Selfie vor dem Start

Gleich gehts los

nach ca 1km ein zweites mal durch den Startbogen

Wolfgang Catfun-Fotos in Aktion

Es geht los ….. und der Trailtiger checkt seinen Tracker ! Hat er sich verlaufen ? Von Trails war nämlich heute weit und breit keine Spur. Unser Tracker vom Veranstalter hat überhaupt nicht funktioniert. Obwohl die Bedienung eigentlich kinderleicht ist. Einschalten und gut ist. Lag dann am Gerät und nicht an der falschen Bedienung. Die Staffel mit der Nummer 405 wurde eh über mein Handy getrackt. Und so waren wir als Running-Podcast Staffel online erst einmal sichtbar. Thomas hat dann sein Handy später in den Trackingmodus versetzt und dann konnte man ihn die ganze Zeit direkt verfolgen.

Anekdote am Rand: Ich habe mein Tracking nach dem Staffelwechsel nicht ausgeschaltet, und so war die Staffel nach dem Wechsel quasi bewegungslos im Trackingbildschirm wieder in Wuppertal, wärend Thomas mit Sonja bereits bei km 30 waren. Prompt kamen Fragen was den mit der Staffel los sei über diverse Medien: warum die wieder in Wuppertal ist und sich nicht bewegt.  Wir wurden also beobachtet.  Noch frisch und fröhlich liefen wir dann die Nordbahntrasse richtung Heimat. Das Feld war recht geschlossen und es gab viel zu erzählen. Ein Ultra, so habe ich hier gelernt, ist anders. Kein gehetze am Start, keine Ellenbogen um noch mal eben vorbei zu kommen. Sondern viele tolle Läufer die Spass haben wollen. Und jeder hat irgendwas zu erzählen. Den ersten VP am Ende der Trasse haben wir nur kurz besichtigt, und sind dann direkt weiter die ersten Höhenmeter zu machen.

Da ich mir die Strecke im Vorfeld angeschaut hatte, habe ich Thomas im Auto schon angekündigt bereits nach 8km die erste Gehpause zu machen. Und wir waren nicht die einzigen die die Nathrather Strasse hoch gegangen sind um nicht schon hier unnötige Körner zu verbrennen. Anschliessend ging es Richtung Düssel, vorbei am Wurst-o-mat und  „unserem Steinbruch“.

In Düssel trafen wir dann noch mal auf den Trailtiger, und haben dort alle noch paar Selfies geschossen. Christian war aber einfach schneller, und so haben wir ihn ziehen lassen. Langsam aber sicher entschwand er aus unserem Sichtfeld.

Bei km 12,5 sehen die beiden noch frisch aus! (Was man von mir nicht behaupten kann)

Der Weg führte uns über die Aprather Mühle an Wülfrath vorbei nach Velbert. Die Trasse war zwar nicht steil aber es ging stetig bergauf zum höchsten Punkt der ersten Hälfte. Dem Wechselpunkt der Staffel beim km 26. Thomas lief echt entspannt hier hoch. Nur an den VP´s sind wir kurz gegangen und haben Kalorien aufgenommen. Da sah man den Unterschied der Trainingsvorbereitung. Während ich in der Vorbereitung zum Halbmarathon stecke, und bei km 20 echt schon kaputt war, lief Thomas wirklich entspannt. Seine Vorbereitung auf diese lange Kante hatte seinen Körper darauf gut eingestellt.

Sonja erwartet uns beim Wechsel

Sonja bekam den Staffelstab in Form des codierten Chips für die Zeitmessung, sowie die weiteren Startnummern und noch ein paar warme Worte von mir mit auf den Weg.

Zu meinem Glück durfte ich nun noch ein paar letzte Bilder schiessen und mich dann auf den Weg nach Hause machen. Irgendwie war mir auch gar nicht danach, jetzt noch weiter laufen zu müssen. Mein Körper sagte mir sehr deutlich das für heute genug sei.

Dann liefen die beiden auch schon weiter und verschwanden auf der Trasse. Ich habe ihnen noch lange hinterher geschaut, und fragte mich nun wie es Thomas denn in den nächsten Stunden ergehen wird. Irgendwie wollte ich jetzt doch nicht aufhören sondern lieber dabei bleiben. Ein komisches Gefühl.

Die Logistik hat es ergeben dass Sonja mir Ihr Auto gab, mit dem ich nun nach Hause fahren durfte. Zu meiner Überraschung lag auf dem Beifahrersitz Verpflegung und Getränke sowie die Wünsche zur guten Erholung! DANKE Sonja. Das war Klasse !

Jetzt war erst einmal Pause für mich. Erholen, Essen und Duschen waren für mich die wichtigen Dinge. Aber immer mit einem Blick auf den Liveticker und die Whatsapp-Gruppe um auf dem Stand zu bleiben. Nach ca 5h (davon 2:45h laufend) mit Thomas zusammen, lag der härteste Teil ja noch vor ihm. Von Velbert ging es erst einmal runter zum Baldeneysee und dann die Ruhr entlang bis nach Hattingen. Bei genau km 50 hat Sonja den Staffelchip an Hans-Jürgen übergeben. Er durfte jetzt das nächste 1/4tel begleiten. Wer nun meint Sonja hätte Feierabend, den muss ich eines besseren belehren: Sonja hatte auf Ihrem Trainingsplan noch eine Endbeschleunigung stehen, und so ist sie noch ca 10km bis zum VP bei km 60 in Ihrem Marathon-Renn-Tempo gelaufen.

Hier kam dann auch Markus zu seinem ersten aber sehr sehr wichtigen Einsatz. Von Kati bekam ich zu Hause die Meldung das Thomas dringen Sonnencreme benötigt. Kati war auch den 2. Abschnitt mit einer anderen Staffel gelaufen, und hatte diese Info vom Wechselpunkt bei km 50. Also Markus angefunkt, und er hat schnell die Sonnencreme besorgt, und diese am VP60km für Thomas hinterlegt.

Inzwischen war auch Roland beim Basecamp hier zu Hause angekommen. Wir haben Hans-Jürgen auf der Strecke angefunkt, daß die Sonnencreme bei km 60 für Thomas bereit liegt. Sonja hatte nicht die zeit dort zu warten, denn sie wurde vom Markus zum Basecamp gefahren. Ansonsten wäre Roland nicht rechtzeitig zu seinem Wechsel gekommen.  Hier angekommen erfolgte der große Autowechsel. Roland lies sein´s hier stehen, und stieg bei Markus ein, der den Roland nun zum Wechselpunkt bei km 73 fuhr. Und anschliessend den Hans-Jürgen zurück zu seinem Auto. Dann hatte auch Markus Pause. Ab nach Hause bedeutete es nun für ihn. Inzwischen war es 15:00 Uhr durch – also war Thomas bereits 8 Stunden auf der Strecke.

Nun hiess es warten, denn die Strecke ging für Thomas und Roland von der Ruhr aus kontinuierlich nach oben bis zum Tunnel Schee, dem höchsten Punkt der Strecke.

Irgendwann hielt es mich nicht mehr im Basecamp, und ich habe mir mein Fahrrad geschnappt, ein WHEW Startnummernschild drangebaut und bin die 8 km zum Ziel auf der Nordbahntrasse gefahren. Hier fiel mir auf dass ich deutlichen Gegenwind hatte, was für heute extrem gut ist, denn so haben die Läufer, die aus der anderen Richtung zum Ziel laufen Rückenwind. Wenn ich mir vorstelle noch Gegenwind auf der doch recht freien Trasse zu haben und das auch noch auf den letzten harten km…. Puhhh das wäre echt doof gewesen. Somit war es ein „Wind des Schicksals“, das der Kurs heute andersherum gelaufen wurde.

Am Ziel war ne tolle Stimmung. Jeder Läufer der reinkam wurde mit viel Applaus gefeiert. Aber unsere #33 war ja noch auf der Strecke und hatte gefühlt noch 9-10km vor sich. Also wieder aufs Rad und die Nordbahntrasse Richtung Osten dem Thomas und Roland entgegen. Viele Läufer kamen mir entgegen, und jeder bekam eine paar aufmunternde Worte mit auf die letzten Meter.

Bei km 97,5 lief mir der Trailtiger inkl Radbegleitung entgegen. Er lief recht rund – zumindest kam es mir so vor – und ich begleitete ihn noch ein paar hundert Meter Richtung Ziel, bevor meine Route wieder nach Oberbarmen zeigte.

Wieder Richtung Osten unterwegs, erwartete ich sehnsüchtig auf ein Läuferpaar : einen verdammt grossen und einen kleinen im orangenen T-Shirt den ich bei km 26 das letzte mal gesehen hatte. Erst bei km 93,3 am „Bergischen Plateau“ trafen wir uns dann an einer roten Ampel. Thomas war glücklich das die Ampel rot war, denn so gab es eine kurze Zwangspause.

Dann über das „Bergische Plateau“ und den Bahnhof Wichlinghausen weiter Richtung Westen – mit Rückenwind.

Die Fortbewegung von Thomas bestand nun aus einem Wechsel von laufen und gehen. Alle paar hundert Meter mussten Gehpausen her. Und als ich auf einer Mauer an meiner Kamera die Linse wechseln musste, hat sich Thomas einfach dazu gesetzt. Meine Befürchtung das er nicht mahr aufstehen wird hat sich nicht bestätigt. Er hat den Willen gehabt das Ding jetzt nach Hause zu laufen. RESPEKT schon einmal an dieser Stelle.

Als rasender Reporter habe ich hier die Emotionen der letzten paar km eingefangen. Das war eine spannende Zeit!

  Hier geht es gerade in Barmen über das Viadukt – der Sonne entgegen und den Wind im Rücken.

Aus dem Tunnel am Rott läuft mindestens einer im Tunnel

Viel zu erzählen gibt es hier nicht – immer im Wechsel zwischen Laufen und Gehen dem Ziel entgegen. Recht wortkarg war die Zeit, aber immer mit dem Blick nach vorne.

Von hier aus ist es nicht mehr weit ……… eigentlich !

Und an dieser Stelle kommt der Zielbogen in Sicht !

Wie unfassbar ist es die 100km zu laufen ? !

noch 10 Meter!

  Zieleinlauf nach 100km !

Die folgenden 2 Bilder stammen von Wolfgang : Catfun-Fotos

Foto:Catfun Foto
Foto:Catfun Foto

In der Staffelwertung sind wir letzter geworden: Platz 18/18

Da hat sich der Roland auf den letzten Metern glatt noch 4 Sekunden abnehmen lassen!

Nach dem Zieleinlauf erst einmal ein grosses Hallo von allen Seiten:

Der Trailtiger ist auch am Ziel und gratuliert !

Hier mit Kati der Sonnencremeorganisatorin und Nicole

ein wirklich verdientes Finisherbier

 

Roland und Markus

Auch Roland hat sich seinen Anteil mehr als verdient – er hatte psychologisch den härtesten Teil und die längste Strecke mit 27km

Markus im WHEW T-Shirt – als Staffelfahrer hat er sich das auch verdient.

Zum Abschluss noch der kurze Hinweis zur Logistik. Mein Fahrad kam auf das Dach meines Autos, welches ja seid 6:00 Uhr am Mirker Bahnhof stand, und Roland habe ich dann mit nach Hause genommen. Im Basecamp stand ja noch sein Auto für die Heimfahrt. Thomas durfte dann auf dem Beifahrersitz bei seiner Frau den Platz einnehmen um wieder nach Gelsenkirchen zu kommen. So nahm dieser verdammt lange Tag sein Ende.

Noch einmal Glückwunsch zur guten Vorbereitung und dem Durchhalten am Samstag beim 100er!

Wir sind stolz dabei gewesen zu sein!

Das war Sie: die Geschichte der Nummer 33 inklusive der Staffelbegleitung beim WHEW aus meiner ganz persönlichen Sicht.

Hinterlasst hier gerne einen Kommentar – Thomas liest mit!

 

Die Strecke: bei GPSies

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